Vereinsgeschichte
Die Geschichte des Akademischen Eishockey-Clubs Zürich
Der Akademische Eishockey-Club Zürich (AECZ) wurde im Jahr 1908 von einer Gruppe sportbegeisterter Studenten der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich gegründet – als erster Eishockeyclub im Tiefland der Deutschschweiz. In einer Zeit, in der dem Eishockeysport noch grosses Misstrauen entgegengebracht wurde, war die Gründung des Clubs ein Meilenstein für die Entwicklung des Spiels in der Stadt und Region Zürich. Der AECZ etablierte sich damit als Pionier der schweizerischen Eishockeybewegung.
Bereits 1910 trat der AECZ als erster Club aus der Deutschschweiz dem Schweizerischen Eishockeyverband (SEHV) bei und wurde damit auch das erste alémanische Mitglied der nationalen Liga. Diese frühe Integration trug wesentlich zur Verankerung und Verbreitung des Sports in der deutschsprachigen Schweiz bei und markierte einen wichtigen Schritt hin zu einer gesamtschweizerischen Eishockeykultur.
Die frühen Jahre und erste Erfolge
Die Anfangszeit des Akademischen Eishockey-Clubs Zürich war geprägt von Improvisation und Pioniergeist. Ohne feste Spielfeldbegrenzungen oder standardisierte Ausrüstung trugen die Spieler ihre Partien zunächst an improvisierten Orten aus – häufig in Westschweizer Kurorten, wo sich akademische Teams mit internationalen Gästen massen. Eiszeiten in Zürich waren rar, weshalb Trainings oft in höher gelegenen Gebieten stattfinden mussten. Die ersten Heimspiele absolvierte der AECZ auswärts in Rüschlikon, bevor er in Oerlikon und später auf den Tennisplätzen des Grand Hotels Dolder geeignete Spielflächen fand.
Trotz aller Herausforderungen stellten sich bald erste Erfolge ein: In der Saison 1915/16 gewann der AECZ in Caux die 🏆 Internationale Schweizer Meisterschaft. Dieser Triumph war ein früher Höhepunkt in der noch jungen Clubgeschichte.
Der Zürichsee gefriert – und das Eishockey boomt
Wie die Seegfrörni von 1929 den Bau der Dolder-Sportanlage inspirierte und das Schweizer Eishockey in eine neue Ära führte:
Ein markantes Kapitel in der Geschichte des AECZ begann im Winter 1929, als der Zürichsee vollständig zufror – ein seltenes Naturereignis, das eine regelrechte Begeisterung für den Wintersport in der Stadt auslöste. Bereits zuvor hatte der Akademische Eishockey-Club Zürich mit spektakulären Spielen an zentralen Orten wie dem Sechseläutenplatz gegen den HC Davos viel Aufmerksamkeit erregt und so entscheidend zur Popularisierung des Eishockeysports beigetragen.
Die wachsende Begeisterung für den Eissport in Zürich führte 1930 zur Eröffnung der ersten Kunsteisbahn der Schweiz – hoch über der Stadt auf dem Dolder. Mit beeindruckenden 6’000 Quadratmetern war sie damals die grösste zusammenhängende Kunsteisfläche des Landes – mehr als drei reguläre Spielfelder – und wurde rasch zu einem Wahrzeichen des Zürcher Sports. Der Akademische Eishockey-Club Zürich war treibende Kraft bei der Entstehung dieser wegweisenden Anlage und fand hier endlich eine feste sportliche Heimat. Zum feierlichen Eröffnungsspiel am 13. Dezember 1930 wurde der HC Davos eingeladen, der sich mit einem klaren 10:0-Sieg gegen den AECZ durchsetzte – ein sportlich harter Auftakt, aber der Beginn eines neuen Kapitels im Schweizer Eishockey.
Mit dem Dolder als neuer sportlicher Heimat wandelte sich der vormals umherziehende Studentenclub zu einem festen Bestandteil der Zürcher Sportszene. Drei Vereine kämpften damals um die lokale Vorherrschaft: der Akademische Eishockey-Club Zürich, die Grasshoppers und der neu gegründete Zürcher Schlittschuhclub (ZSC). In dieser Zeit hielt auch Fritz Kraatz, Davoser Eishockeypionier, Zahnarzt in Dietikon und später Präsident des Internationalen Eishockeyverbands (IIHF), fest:
„Die Dolder-Eisbahn ist sehr, sehr vornehm. So vornehm, dass sie das plebejische Gewimmel der Stadt völlig meidet. Hoch oben auf dem Berg thront sie. Gross, prächtig. Wenn es geschneit hat – ein Wintermärchen, unglaublich schön. Jetzt könnt ihr Davoser einpacken. In ein bis zwei Jahren übertrumpfen wir euch alle.“
Glanzzeit und internationale Präsenz
Die 1930er-Jahre markierten die sportliche Blütezeit des AECZ. In dieser Dekade nahm der Club mehrfach am renommierten Spengler Cup in Davos teil – dem damals und heute prestigeträchtigsten Eishockeyturnier Europas.
1936 gelang dem Club mit dem Gewinn des 🏆 Sonnengoldpokals von Arosa ein weiterer bedeutender Erfolg. Diese Trophäe galt neben dem Spengler Cup als einer der wichtigsten Preise im Schweizer Eishockey.
Die Mannschaften des AECZ überzeugten in dieser Zeit nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich: Ihre alljährlichen Wintertourneen führten sie in Kurorte wie Wengen, wo sie mit kämpferischer Leistung auf dem Eis und legendären Auftritten im Ballsaal für Aufsehen sorgten. 1936 besiegten sie überraschend die gefürchteten "Français Volants", nachdem ihnen Bettruhe auferlegt worden war – ein Sieg, der ihnen auch abseits des Eises Sympathien einbrachte.
Rückzug aus der Nationalliga und neue Schwerpunkte
In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg erlebte das Schweizer Eishockey einen bemerkenswerten Aufschwung, insbesondere in Zürich, wo der Wettbewerb unter den führenden Vereinen wie den Grasshoppers und dem Zürcher Schlittschuhclub (ZSC) immer intensiver wurde.
Um sportlich mit dieser erstarkenden Konkurrenz mithalten zu können, reagierte der AECZ auf die Herausforderung, indem er kanadische Studenten ins Team integrierte. Diese Verstärkung brachte frischen Wind und sorgte für beachtliche sportliche Höhepunkte. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und die damit verbundenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche führten zu einem langsamen Rückgang der Spielstärke des Clubs. Die wachsenden Belastungen und der Mangel an Ressourcen veranlassten den AECZ 1937, schweren Herzens den Rückzug aus der höchsten Spielklasse – der Nationalliga A – zu vollziehen und stattdessen in der Nationalliga B anzutreten.
Dieser Rückzug markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des Vereins. Doch auch in der schwierigen Nachkriegszeit blieb der AECZ nicht ohne Erfolge: Zwischen 1953 und 1956 konnte der Club dreimal in den Cupspielen den begehrten 🏆 Och-Cup gewinnen, was für eine Zeit, in der viele Vereine mit den Nachwirkungen des Krieges zu kämpfen hatten, ein bemerkenswerter Erfolg war. Diese Erfolge im Cup zeigten, dass der AECZ auch in schwierigen Zeiten sportliche Exzellenz aufrechterhalten konnte.
In den folgenden Jahrzehnten verlagerte sich jedoch der Schwerpunkt des Vereins zunehmend auf die Pflege der Amateurkultur und die studentische Geselligkeit. Der zunehmende Professionalisierungsdruck, der das Schweizer Eishockey in dieser Zeit immer stärker prägte, wurde vom AECZ bewusst ignoriert. Stattdessen konzentrierte sich der Club auf Werte wie Kameradschaft, Sportethik und eine starke Nachwuchsarbeit. Diese Haltung spiegelte sich nicht nur in den sportlichen Zielen des Vereins wider, sondern auch in den Festreden und Jubiläumsschriften, die regelmässig den besonderen Geist des AECZ betonten. Der Club stellte sicher, dass die akademischen Werte und die soziale Verantwortung nicht nur im Sport, sondern auch in der Vereinsgemeinschaft weitergetragen wurden.
In dieser Zeit stand der AECZ immer wieder als Beispiel für den spirituellen und kulturellen Wert des Eishockeys – ein Verein, der nicht nur sportliche Erfolge anstrebte, sondern auch den Charakter und das Engagement seiner Mitglieder förderte. Es war dieser Fokus auf Werte abseits des Kommerz, der den AECZ im Laufe der Jahre zu einer Institution im Zürcher Eishockey machte und ihn gleichzeitig in einer zunehmend professionalisierten Welt unverwechselbar machte.
Wichtige Verbindungen
Der Akademische Eishockey-Club Zürich pflegt seit jeher enge Beziehungen zum ebenfalls im Jahr 1908 gegründeten Schweizerischen Eishockey-Verband (SEHV). Aktive und ehemalige Mitglieder des AECZ übernahmen im Laufe der Jahrzehnte bedeutende Funktionen innerhalb des Verbands und trugen massgeblich zur Entwicklung und Professionalisierung des Schweizer Eishockeys bei.
Diese vielfältigen Verbindungen verleihen dem AECZ ein beachtliches Gewicht in der Eishockeylandschaft der Schweiz – sowohl sportlich als auch politisch.
Darüber hinaus ist der Club seit seiner Gründung eng mit den Zürcher Hochschulen verbunden – als offizielles Mitglied des Akademischen Sportverbands Zürich (ASVZ). Diese Verankerung im akademischen Umfeld prägt den besonderen Geist des AECZ bis heute.
Die Coppa Pietro Segantini – Ein halbes Jahrhundert Eishockeykultur in Maloja
Im Jahr 2025 fand die Coppa Pietro Segantini zum 50. und letzten Mal statt. Dieses traditionsreiche Eishockeyturnier, benannt nach dem Schweizer Chirurgen und Alpinisten Dr. Pietro Segantini, war über Jahrzehnte hinweg ein fester Bestandteil der regionalen und akademischen Eishockeykultur.
Austragungsort war die natürliche Eisfläche von Maloja, deren besondere Lage und Atmosphäre dem Turnier seinen unverwechselbaren Charakter verliehen. Die Coppa brachte Amateur- und Akademikerteams aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland zusammen und förderte so den internationalen Austausch auf sportlicher wie freundschaftlicher Ebene.
Auch der Akademische Eishockey-Club Zürich engagierte sich über den regulären Ligabetrieb hinaus intensiv für das Turnier: Als Mitorganisator der Coppa Segantini trug der AECZ massgeblich zur Pflege internationaler Eishockeyfreundschaften bei – ganz im Sinne des sportlich-akademischen Geistes, der den Club seit jeher prägt.
Mit ihrer Dernière im Jubiläumsjahr 2025 endet ein bedeutendes Kapitel der Schweizer Eishockeygeschichte. Die Coppa Pietro Segantini bleibt jedoch in lebhafter Erinnerung – als Symbol für sportlichen Ehrgeiz, akademische Verbundenheit und regionale Tradition.
Budweiser Cup
Seit 1990 veranstaltet der AECZ jährlich den sogenannten „Budweiser Cup“ – ein geselliges Sommer-Tennis-Outdoorturnier auf der schönen Grasshopper Club Tennis Ouvert, verbunden mit der offiziellen Generalversammlung unseres Clubs. Namensgeber und Initiator dieses Turniers war unser damaliges Aktivmitglied Jaroslav Krupicka, ehemaliger NHL-Spieler und zu jener Zeit Generalimporteur dieser Biermarke in der Schweiz. Seine Initiative verband auf charmante Weise sportlichen Wettkampf, akademischen Geist und tschechische Braukultur – eine Verbindung, die wir seither mit Stolz und Freude weitertragen.
Moderne Entwicklung und jüngste Erfolge
Seit den 1950er-Jahren steht der AECZ allen Interessierten offen und ist längst nicht mehr ausschliesslich Akademikern vorbehalten. Laut Vereinsstatuten muss lediglich 50 % der Mitgliedschaft einen akademischen Hintergrund aufweisen – tatsächlich liegt dieser Anteil in der Praxis meist deutlich höher. Diese Regelung ist allerdings vielen nicht bekannt.
Trotz der bewusst gewählten Zurückhaltung gegenüber dem Spitzensport verlor der AECZ nie seine sportliche Ambition. So gelang dem Seniorenteam in der Saison 2021/22 der Aufstieg in die höchste Seniorenliga (Senioren A). In der Saison 2024/25 zogen die Veteranen nach und schafften ebenfalls den Sprung in die höchste Veteranen A Liga.
Diese jüngsten sportlichen Erfolge belegen, dass sich das Engagement des Clubs – getragen von Idealismus, Kameradschaft und Ausdauer – weiterhin auszahlt.
Heute
Mit einem Durchschnittsalter der 1. Mannschaft von 27.5 Jahren wird gezielt auf Verjüngung gesetzt. Auch das gesellige Zusammensein, Reisen und ein gesundes Verhältnis zum Sport haben weiterhin hohen Stellenwert.
Mit nunmehr über 115 Jahren Geschichte bleibt der Akademische Eishockey-Club Zürich ein lebendiges Beispiel dafür, wie Tradition, sportliche Fairness und kulturelles Engagement erfolgreich kombiniert werden können.
Der Schlachtruf
Der schwungvolle Schlachtruf „Å så svinger vi på seidelen igjen, skål!“, den unsere Spieler seit jeher sowohl vor dem Tor als auch bei jeder Gelegenheit zum Anstossen verwenden, ist ein traditioneller norwegischer Trinkspruch – wann und wie er beim AECZ eingeführt wurde, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen.
Quellenverzeichnis:
[1] Die Eröffnung der Dolder Kunsteisbahn - NZN vom 13.12.1930
[2] Zürcher Eishockeypioniere - Zum 50 jährigen Bestehen des AECZ - NZN vom 27.09.1958
[3] 75 Jahre Akademischer Eishockey Club Zürich - NZZ vom 19.10.1983
[4] Clubgeschichte, 100 Jahre Akademischer Eishockey-Club Zürich 1908 - 2008 - Verlag: Bookfactory, Jahr: 2008
[5] Die Geschichte des HC Davos in ihren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontexten - Daniel Derungs: Zürich, 2020